

Der erste Schritt Richtung Hilfe kostet viel Überwindung – das weiß Johannes Hartinger aus eigener Erfahrung. Eine gute Erreichbarkeit und schnelle Rückmeldungen liegen ihm deshalb besonders am Herzen. „Wer Kontakt zu uns aufnimmt, bekommt in der Regel noch am selben Tag eine Antwort“, sagt der 55-Jährige über seine Arbeit als Vertrauensperson in der Schwerbehindertenvertretung.
Von Bürokratie bis zu akuten Krisen: Unterstützung für 500 Kolleg*innen an 120 Schulen
Seit gut drei Jahren engagiert sich der ausgebildete Gymnasial- und Gesamtschullehrer für Betroffene an Gesamtschulen, Sekundarschulen und PRIMUS-Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf. Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin kümmert er sich um die Anliegen von Schwerbehinderten in der Region – ein anspruchsvoller Job, den er seit einem Jahr in Vollzeit ausübt. Als Vertrauensperson ist Johannes Hartinger Ansprechpartner für rund 500 Kolleg*innen an 120 Schulen – „eine Klasse mit 500 Kindern“, wie er schmunzelnd betont.
Die Aufgaben sind vielfältig: „Wir beraten bei der Antragstellung zur Anerkennung einer Schwerbehinderung, begleiten Widerspruchsverfahren und wachen über die Rechte der Kolleg*innen“, sagt Johannes Hartinger. Häufig meldeten sich Betroffene in akuten Krisensituationen – etwa bei einer schweren Krankheit, bei großen psychischen Belastungen oder nach einer überraschenden ADHS- oder Autismus-Diagnose.
„In solchen Fällen geht es oft darum, ein Stück Privatsphäre zu wahren und nicht alle Details preiszugeben. Ich übernehme dann den Kontakt mit der Dienstelle um beispielsweise einen Besuch beim Amtsarzt zu umgehen“, sagt Johannes Hartinger. Auch bei der Planung von Reha-Maßnahmen, Kuren und Wiedereingliederungen stehe die Schwerbehindertenvertretung zur Seite. „In dem Gefühl von Angst und Verzweiflung kann man wichtige Dinge vergessen und Fristen versäumen. Genau dort setzt unsere Hilfe an.“
Vom Betroffenen zur Vertrauensperson mit fundierter Expertise
Eine verlässliche Unterstützung hätte er sich selbst gewünscht, als er nach dem Referendariat seine erste Festanstellung als Gymnasiallehrer antreten wollte. „Mir wurde gesagt, dass ich aufgrund einer chronischen Erkrankung nicht verbeamtet werden könne – ein Irrtum, wie sich später herausstellte“, erinnert sich der Pädagoge, der sich auch in der GEW NRW engagiert.
Die Schwerbehindertenvertretung habe ihn damals grundlegend falsch informiert und beraten. „Das hat mich noch Jahre später geärgert und angespornt, es besser zu machen.“ Als er an eine Gesamtschule wechselte, kam er schnell in Kontakt mit einer Kollegin aus der Schwerbehindertenvertretung. „Sie hat mich gefragt, ob ich mich ebenfalls mit dieser Rolle identifizieren könnte, und dann war ich bald ihr zweiter Stellvertreter.“
Danach sei alles ganz schnell gegangen: Innerhalb von eineinhalb Jahren verabschiedeten sich seine Kolleginnen in den Ruhestand – und Johannes Hartinger musste fit werden für die eigenverantwortliche Arbeit als Vertrauensperson. „Ich musste sehr viel lesen und lernen – eine anstrengende Zeit.“
In dem Gefühl von Angst und Verzweiflung kann man wichtige Dinge vergessen und Fristen versäumen. Genau dort setzt unsere Hilfe an.
Im Dialog mit der Schulleitung für einen barrierearmen Arbeitsalltag
Bis heute ist es ihm ein zentrales Anliegen, seinen Kolleg*innen einen möglichst angenehmen Arbeitsalltag ohne Barrieren zu ermöglichen. So begleitet er schwerbehinderte Lehrkräfte auf Wunsch bei Teilhabegesprächen, die diesen einmal jährlich zustehen. Im Dialog mit der Schulleitung werde ausgelotet, was Betroffene entlastet – etwa eine rücksichtsvolle Stundenplangestaltung, zusätzliche Pausen oder die angemessene Gestaltung von Pausenaufsichten. „Viele Schulleiter*innen sind sehr dankbar, wenn sie konkrete Hinweise bekommen“, erzählt Johannes Hartinger.
Das gelte auch für die Sicherheitsbegehungen, die er für die Schwerbehindertenvertretung begleitet. Mit genauem Blick macht er Unfallquellen und Barrieren in Schulgebäuden ausfindig und sucht nach Lösungen, um sie zu beseitigen. „Das Wissen über die Besonderheiten an den Schulen hilft mir auch, wenn es um Versetzungen geht. Ich kann dann sehr gut einschätzen, welche Schule für die Kollegin oder den Kollegen geeignet ist und welche nicht.“
Wertschätzung, Vertrauen und Freundlichkeit motivieren für die Neuwahl im Herbst 2026
Für Johannes Hartinger steht außer Frage, dass er sein Amt weiter ausüben möchte. Den Wahlen der Schwerbehindertenvertretung im Herbst 2026 sieht er deshalb mit Vorfreude entgegen: „Unsere Gruppe wird wachsen, da wir mit einem guten GEW-Team in die Wahl ziehen und danach personell stärker aufgestellt sein werden. Allein das ist eine Riesenmotivation.“ Vor allem aber die Wertschätzung seiner Arbeit lasse ihn jeden Tag mit Freude an seine Aufgaben herangehen. „Viele Menschen bringen mir ihr Vertrauen entgegen. Die Freundlichkeit der Kolleg*innen gibt mir sehr viel. Und wenn sie hinterher sagen, dass meine Begleitung ihnen geholfen hat, dann sind das Sätze, die mir ungeheuer guttun.“







