Offener Brief an die Ministerin für Schule und Bildung, Dorothee Feller
die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration desLandes Nordrhein-Westfalen, Frau Josefine Paul
Offener Brief
Sehr geehrte Frau Ministerin Feller,
sehr geehrte Frau Ministerin Paul,
an dem von der AWO Ostwestfalen-Lippe e. V. getragenen Berufskolleg für das Sozial- und Gesundheitswesen werden aktuell 480 Schüler*innen in 15 Klassen ausgebildet, davon in elf Klassen Erzieher*innen. Mit Verwunderung haben wir von der geplanten Schließung des Standortes erfahren. Nach Angaben des AWO-Vorstandes werden damit rund 15 % der Erzieher*innen in OWL dort ausgebildet. Bei einer etwaigen Schließung würden auf einen Schlag 280 Schüler*innen ohne anerkannten Schulabschluss die Schule verlassen und zahlreiche Erzieher*innen ihre Ausbildung nicht vor Ort beenden können. Wie viele von Ihnen die Ausbildung dann trotzdem weiterhin verfolgen werden ist unklar. Die Folgen für das Image der Ausbildung in OWL und an weiteren AWO-Standorten ist ebenfalls nicht absehbar.
In Zeiten, in denen bereits ein handfester Fachkräftemangel in sozialen Berufen herrscht und sich absehbar weiter verschärfen wird, sollte es Aufgabe der Politik sein, mit Augenmaß eine Lösung zu finden, die der Situation der Schüler*innen und Lehrer*innen sowie den Notwendigkeiten des Systems gerecht wird. Es zeigt sich leider einmal mehr, dass unser Bildungssystem nicht für die Aufgaben und Herausforderungen von heute und morgen ausgestattet ist und an vielen Stellen die dringend nötigen Ressourcen fehlen.
Eine langfristige Lösung besteht nur in einer nachhaltigen Reform der Finanzierungsstruktur, mit der alle entstehenden Kosten getragen werden können.
Als Minimallösung würden wir erwarten, dass es für alle Schüler*innen, die sich an dem Berufskolleg befinden, einen Bestandsschutz gibt, sodass die Ausbildung an dem Standort beendet werden kann. Zu einer sicheren Planung und Abwicklung gehört allerdings auch, die Stellen aller Beschäftigten zu sichern, sofern sie nicht ohnehin eine Planstelle innehaben. Angesichts der Dringlichkeit möchte ich Sie auffordern, sich als Landesregierung schnellstmöglich in den Prozess einzubringen und eine Lösung zu finden, die nicht an fehlenden Zuständigkeiten und Finanzen scheitert.
Mit herzlichen Grüßen
Ayla Çelik
Vorsitzende GEW NRW