Essen – Die Landesregierung hat in ihrer heutigen Kabinettssitzung ein Eckpunktepapier für eine Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) beschlossen.
„Der vorliegende Entwurf ist kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt für die frühkindliche Bildung. Was hier als mutige Reform verkauft wird, bedeutet in Wahrheit eine Abwertung der pädagogischen Arbeit und eine Gefährdung der Bildungschancen für alle Kinder, besonders für die, die bereits ungünstige Startbedingungen haben. Es wird zu spürbaren Verschlechterungen in der frühkindlichen Bildung kommen – und zwar für die Kinder, Familien und Beschäftigten“, erklärt die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW, Ayla Celik.
„Die KiBiz-Reform hätte das Prestigeprojekt im Bereich frühkindliche Bildung dieser Landesregierung sein können. Aber nach vielem Hin und Her ist nun klar, das ist kein großer Wurf, leider noch nicht einmal ein kleiner Wurf. Mit dem im Papier beschlossenen Eckpunkten wird es aus Sicht der Bildungsgewerkschaft keine großen Verbesserungen des Systems geben - im Gegenteil. Wer davon ausgeht, dass Bildung und Betreuung getrennt und somit das eine nur in den Kern- und das andere auch losgelöst davon in den Randzeiten stattfinden kann, der ignoriert den pädagogischen Anspruch derjenigen Kolleg*innen, die jeden Tag für die beste Bildung der Kinder in den Einrichtungen einstehen“, so die Gewerkschafterin.
„Der KiBiz-Entwurf führt in die falsche Richtung. Die geplante Trennung zwischen „25 Stunden Bildung“ und „Betreuung“ entspricht nicht den realen Bedürfnissen von Kindern, Familien und Einrichtungen. Frühkindliche Bildung funktioniert nicht im Stundentakt, sondern in einem ganzheitlichen pädagogischen Ansatz“, kritisiert Celik.
Weiter heißt es: „Statt die Qualität in Kitas zu verbessern und den Fachkräftemangel ernsthaft zu bekämpfen, droht mit diesem Entwurf eine weitere Entwertung pädagogischer Arbeit. Bereits die Änderungen der Personalverordnung im vergangenen Jahr haben zu einer Absenkung professioneller Standards geführt - die neuen Vorschläge verstärken diese Tendenz.“
„Als Bildungsgewerkschaft, die nicht nur die Qualität der frühkindlichen Bildung, sondern auch die Zukunftschancen nächster Generationen im Blick hat, appelliere ich an die Landesregierung, gute Bildung nicht dem haushälterischen Diktat unterzuordnen. Entscheidend sind gute Rahmenbedingungen: kleinere Gruppen, qualifiziertes Personal, attraktive Arbeitsbedingungen und eine verlässliche Finanzierung. Nur so kann frühkindliche Bildung und Ministerpräsident Wüst dem Anspruch gerecht werden: für Chancengleichheit zu sorgen und Kindern die besten Startbedingungen ins Leben zu geben.“
Als Wermutstropfen bliebe der Ansatz, die Praxisanleitung mit zusätzlichen finanziellen Mitteln zu verbessern: „Hier wissen wir noch nicht, wie Praxisanleitung von nun an ausgestaltet werden soll. Aber es ist wichtig, dass die Regierung hier etwas tut. Dieses Signal begrüßen wir und hoffen, dass es den Effekt erzielt, mehr junge Menschen in der Ausbildung zu halten und Abbrüche der Ausbildung somit verhindern zu können. Ebenso begrüßen wir die geplante Entbürokratisierung, auch wenn die genaue Ausgestaltung genau beobachtet und bewertet werden muss. “, so Celik abschließend.