Essen / Düsseldorf – Viele Schulleitungen in NRW stehen unter permanentem Druck.
Der tägliche Spagat zwischen Verantwortung, Konfliktmanagement und hoher Erwartungshaltung ist, im Vergleich zu anderen Berufsgruppen, emotional besonders herausfordernd. Auch ausufernde Arbeitszeiten und das Gefühl rund um die Uhr verfügbar sein zu müssen, führen zu Überlastung.
In Zusammenarbeit mit dem GEW-Hauptvorstand und der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW) ist die GEW NRW erstmalig den psychosozialen Belastungen von Schulleitungen auf den Grund gegangen. In NRW haben sich knapp 1300 Personen an der Umfrage beteiligt. Mit dem breit erprobten Fragebogen „Copenhagen Psychosocial Questionnaire“ (COPSOQ) lässt sich nicht nur die Belastung von Schulleitungen sichtbar machen, sondern sie lässt sich auch mit anderen Berufsgruppen vergleichen.
„Die Studie gibt in vielerlei Hinsicht Antworten darauf, warum es in NRW so viele unbesetzte Schulleitungsstellen gibt“, sagt die Landesvorsitzende der GEW NRW, Ayla Çelik. „94 % der befragten Schulleitungen haben angegeben, regelmäßig am Wochenende zu arbeiten. 88 % arbeiten auch abends oder nachts. Es gibt keine klare Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben: Hier werden die strukturelle Überlastung und das Erwartungsniveau besonders deutlich. Das sind Rahmenbedingungen, die mit einem wirksamen Gesundheitsschutz nicht vereinbar sind.“
Auch die emotionalen Anforderungen an Schulleitungen sind alarmierend, erklärt Ayla Çelik: „Schulleitungen haben eine enorme Verantwortung und stehen dabei oft zwischen den Stühlen. Sie sind Puffer zwischen Kollegium, Eltern, Schülern und Schulaufsicht. Sie sind Manager*innen, Streitschlichter, Psycholog*innen und Pädagog*innen in einer Person und eigentlich ständig in einem Rollenkonflikt.“
Nicht ohne Grund ist aktuell jede zehnte Schulleitungsstelle in NRW unbesetzt, bei den stellvertretenden Schulleitungen sogar fast jede Fünfte. Besonders dramatisch ist die Lage an Grundschulen. Gleichzeitig gehen in den kommenden fünf Jahren hunderte Leitungskräfte in den Ruhestand.
„Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die Führungskultur an unseren Schulen, sondern auch die Qualität von Bildung und Schulentwicklung. Eine Schule zu leiten, darf keine Zumutung sein. Viele Schulleitungen leisten deutlich mehr, als offiziell anerkannt wird. Aber solange diese Mehrarbeit unsichtbar bleibt, wird sich nichts ändern. Wir müssen sichtbar machen, was geleistet wird. Nur so können wir echte Entlastung und faire Bedingungen schaffen. Als GEW NRW fordern wir, dass die Leitungsämter durch eine deutliche Entlastung aufgewertet werden. Zusätzliche Verwaltungsassistenzen, multiprofessionelle Teams und mehr Leitungszeit könnten die Belastung und die komplexe Aufgabendichte abfedern!“
Der Kurzbericht der GEW-NRW-Befragung zu den psychosozialen Belastungen von Schulleitungen (erstellt mit dem COPSOQ) sowie die Kommentierung der GEW-NRW-Vorsitzenden Ayla Çelik befinden sich hier: