

Ein Brief des Oberbürgermeisters der Stadt Münster löste im Februar 2025 Erstaunen bei Rixa Borns aus: „Ich hielt das Papier in den Händen, las und fragte mich: Wie kommen die auf mich? Es stand keine Begründung in dem Schreiben “, erzählt Rixa Borns von diesem Moment und schmunzelt. Einige Telefonate später war für sie klar: Es ist eine Ehrung für die Arbeit in der Friedensbewegung und in der GEW. „Für mich ist es aber auch eine Ehrung für all die Menschen, die mit mir zusammengearbeitet haben, denn nur im Team ist das zu schaffen. Gerade in der aktuellen Zeit für Friedensarbeit geehrt zu werden, sehe ich zudem als besonderes Zeichen.“
Chancengleichheit und bessere Arbeitsbedingungen sind roter Faden ihres Engagements
Rixa Borns Engagement beginnt früh: „Ich bin mit Beginn meines Referendariats 1973 in die GEW NRW eingetreten. Bereits im Studium war ich als studentische Hilfskraft in der Forschungsgruppe Gesamtschule tätig. Und spätestens nach meiner Examensarbeit, die sich mit der Geschichte des Deutschen Gewerkschaftsbundes in den Jahren 1928 bis 1933 beschäftigt hat, waren GEW-Mitgliedschaft und -Engagement für mich selbstverständlich.“
Die Nachwinde der 1968er-Jahre prägen die Themen, die ihr im Laufe der Zeit immer mehr am Herz liegen: Chancengleichheit, bessere Arbeitsbedingungen, Integration, längeres gemeinsames Lernen, neue Unterrichtsformen. „Ich habe die ersten 16 Jahre im Ruhrgebiet mit Schüler*innen gearbeitet, die viele besondere Bedürfnisse hatten. Dabei war schnell klar: Auf jedes Kind muss ich als Lehrerin unterschiedlich reagieren. ,Ungleiches ungleich behandeln‘ gilt für mich deshalb bis heute“, erklärt Rixa Borns.
1991 folgte der Wechsel in die Schulleitung der Matthias-Claudius-Schule Münster. Rixa Borns wollte Schule zu einem Ort machen, an dem Kinder individuell gesehen werden und das Kollegium wertschätzend, gleichwertig und vor allem auch zu guten Bedingungen miteinander arbeitet. Mit Erfolg: „Wir hatten das Glück einer guten personellen Ausstattung und konnten vieles umsetzen, als wir als erste Grundschule in Münster mit dem gemeinsamen Unterricht offiziell begonnen haben. Leider hat sich das in den letzten Jahren deutlich verschlechtert.“
Die Arbeit als Funktionärin in der GEW NRW – erst im Stadtverband, dann im Landesverband und auf Bundesebene, ab 1985 bis zur Pensionierung dazu im Hauptpersonalrat – war dabei eine große Hilfe. Rixa Borns kannte viele gute Beispiele aus der Schulpraxis anderer Schulen und wusste, was sie für die eigene Schule wollte und was nicht. Wichtig waren dabei auch gute Arbeitsbedingungen für die multiprofessionelle Zusammenarbeit im Kollegium.
Über die Jahre hat Rixa Borns zahlreiche bildungspolitische Themen wie zum Beispiel neue Lehrpläne, Integration, Inklusion, Abschaffung der Zensuren und Offenen Ganztag mitgestaltet. Einige Meilensteine sind ihr besonders in Erinnerung geblieben: „Einmal im Jahr haben wir mit dem Grundschulverband über 2.000 Menschen zu einem großen Grundschultag bewegt. Dort gab es viele Arbeitsgruppen und eine Messe ähnlich der didacta, nur auf die Grundschule bezogen. Es war toll, weil wir so viele Kolleg*innen miteinander vernetzen und neue Ideen einbringen konnten“, sagt Rixa Borns.
Ein weiteres Highlight war die in den 1990er-Jahren initiierte Fortbildungsreihe Schule in Europa, bei der wir im Rahmen des Fortbildungsprogramms der GEW NRW in Schulen vieler europäischer Länder hospitierten. Rixa Borns: „Der Austausch mit den Lehrkräften und Gewerkschafter*innen vor Ort brachte wichtige Impulse für unsere eigene Arbeit. So fühlten wir uns zum Beispiel beim Besuch des Unterrichts in Ungarn in die Situation unsere Schüler*innen versetzt, die kein Wort Deutsch sprechen. Wir sahen aber auch den Erfolg von Schulsozialarbeit und der Praxis des individualisierten Unterrichts und des längeren gemeinsamen Lernens.“


Ich habe die ersten 16 Jahre im Ruhrgebiet mit Schüler*innen gearbeitet, die viele besondere Bedürfnisse hatten. Dabei war schnell klar: Auf jedes Kind muss ich als Lehrerin unterschiedlich reagieren. ,Ungleiches ungleich behandeln‘ gilt für mich deshalb bis heute.
Im Ruhestand verstärkt in der Friedensbewegung tätig
Seit ihrem Eintritt in den Ruhestand ist Rixa Borns verstärkt in der Friedensarbeit tätig. Als Vorsitzende der Friedensinitiative Münster e.V. setzt sie sich heute besonders für den Frieden und die Völkerverständigung ein. So war sie 2023 maßgeblich an der Organisation der Friedenskette zwischen Münster und Osnabrück beteiligt, an der rund 20.000 Menschen teilnahmen. Darüber hinaus engagiert sie sich bis heute für das jährliche Kinder-Friedenstreffen, das seit 1998 Kinder der Münsteraner Grundschulen auf dem Domplatz zusammenbringt. „Münster als Stadt des Westfälischen Friedens gibt damit Kindern eine Stimme, die ihre Friedenswünsche hör- und sichtbar machen können. Nach 20 Jahren Organisation bin ich heute nur noch im Hintergrund tätig. In diesem Jahr werden über 2.000 Grundschüler*innen aus 22 Schulen teilnehmen – aus meiner Sicht ein wichtiges Zeichen in der heutigen Zeit“, so Rixa Borns.
Sorge vor bildungspolitischen Rückschritten
Lange war Rixa Borns eine wichtige Akteurin innerhalb der Grundschularbeit des Landes Nordrhein-Westfalen und zudem eine wichtige Ansprechpartnerin und Ratgeberin für Lehrkräfte und bildungspolitisch Beteiligte. Auch nach jahrzehntelangem Engagement trägt sie dabei ihre Haltung, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. „Das war und ist mir das Wichtigste, egal, in welchem Bereich ich mich einsetze. Und ich wünsche mir, dass das auch in der bildungspolitischen Arbeit wieder stärker in den Fokus rückt:
Schule verändert sich, auch im Hinblick auf die gesellschaftlichen Herausforderungen. A13 auch für Grundschullehrkräfte kommt endlich, aber die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich, und wir gehen aus meiner Sicht gerade bildungspolitisch wieder Schritte zurück, beispielsweise bei den Themen Chancengerechtigkeit, Zensuren, individuelle Förderung, Inklusion – das macht mir schon Sorgen. ,Ungleiches ungleich behandeln‘ sollte wieder mehr in den Fokus rücken, da müssen wir als Gewerkschaft dranbleiben.“