Die Zahl der Schüler*innen mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf steigt in NRW seit Jahren. Das Verfahren, das prüft, ob Schüler*innen im Unterricht zusätzliche Unterstützung brauchen, steht in der Kritik. Ein wissenschaftliches Gutachten zeigt, wo es Schwachstellen gibt und was die Regierung verbessern muss. Wir haben uns das Gutachten zum Wissenschaftlichen Prüfauftrag zur steigenden Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung angeschaut und in einem Positionspapier Forderungen aufgestellt. Für uns ist klar: Mit einer verbesserten Feststellungspraxis allein sinkt der Anteil von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf nicht. Wir fordern weitere Maßnahmen.
Vorschläge sind längst überfällig
Das Gutachten der Wissenschaftler*innen macht viele Vorschläge zur Verbesserung des Verfahrens sowie für den Bereich der Prävention, um den massiv gestiegenen Bedarfen an sonderpädagogischer Unterstützung durch präventive Fördermaßnahmen entgegenzuwirken. Aus Sicht der GEW NRW sind viele der Vorschläge längst überfällig und dringend notwendig. Hierzu zählen die Vereinheitlichung und Digitalisierung der Gutachtenpraxis sowie klarere Vorgaben und Definitionen der einzelnen Förderbedarfe. Auch die empfohlenen Expertisestellen können je nach Umsetzung ein guter Ansatz zur Entlastung der Kolleg*innen darstellen. Auch können sie zur Professionalisierung der Gutachten beitragen.
Es braucht besser Rahmenbedingungen
Klar ist und bleibt aus unserer Sicht aber, dass allein eine Verbesserung der Gutachtenpraxis nicht ausreicht. Um den gestiegenen Unterstützungsbedarfen entgegenzuwirken, bedarf es in erster Linie bessere Rahmenbedingungen an den Regelschulen. Nur mit ausreichend gut ausgebildeten Fachkräften, kleineren Lerngruppen und einer echten Multiprofessionalität an den (Regel-)Schulen kann eine angemessene und individuell benötigte präventive Förderung der Kinder und Jugendlichen gelingen.