lautstark. 12.09.2025

Berufsbild Fachkraft in Multiprofessionellen Teams

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„Ich würde mich wieder für diesen Beruf entscheiden“

In Nordrhein-Westfalen bereichern seit 2021 Fachkräfte in Multiprofessionellen Teams (MPT) den Schulbetrieb und leisten einen wichtigen Beitrag für gute Bildung und Chancengleichheit für alle Schüler*innen. Carl Yvo Roppel arbeitet als MPT-Kraft an der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Brückenstraße in Duisburg und gibt einen Einblick in seinen Arbeitsalltag und das Berufsbild.

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  • Ausgabe: lautstark. 04/2025 | Wissenschaft und Macht: Neue Strukturen schaffen
  • Autor*in: Denise Heidenreich
  • Funktion: freie Journalistin
Min.

Sonderpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen in der Schuleingangsphase und Fachkräfte im Multiprofessionellen Team (MPT-Kräfte) gehören zusammen mit den Lehrkräften zum rund 40-köpfigen Kollegium der inklusiven Grundschule. „Wir sind insgesamt zwei Fachkräfte, die zusammen mit den Kolleg*innen aus den verschiedenen Professionen mit den rund 300 Schüler*innen arbeiten. Ich bin in der dritten und vierten Klassenstufe eingesetzt“, erklärt Carl Yvo Roppel. Sein Aufgabengebiet ist dabei breit gefächert: Ob Leseförderung, Medienbildung oder Naturprojekte – sein Arbeitsalltag bietet eine bunte Mischung von Aufgaben und jede Menge Abwechslung.

Möglicherweise war es genau das, was ihn an diesem noch jungen Beruf gereizt hat. Nachdem er im Bachelor auf Lehramt studiert hatte und im Master Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sonderpädagogik entdeckte der 30-Jährige 2021 die Ausschreibung für die Stelle als MPT-Kraft. „Ich hatte schon beim Lesen ein gutes Bauchgefühl, dass dieser Job gut zu mir passen würde – und das hat sich absolut bestätigt“, sagt Carl Yvo Roppel.

Dass es sich dabei um einen Arbeitsplatz handelte, dessen Strukturen neu geschaffen werden mussten, reizte  ihn: „Ich initiiere gerne Projekte und bin ein Mensch mit viel Eigeninitiative. Außerdem stehe ich hinter dem Ziel, durch Multiprofessionelle Teams bessere Bildung und Chancengleichheit zu erreichen. Für mich macht es Sinn, das ganzheitlich und gemeinsam aus verschiedenen Blickwinkeln anzugehen.“

MPT-Kräfte haben einen Arbeitsalltag mit festen und flexiblen Aufgaben

Der offiziellen Beschreibung des Ministeriums für Schule und Bildung NRW nach unterstützen MPT-Kräfte den Unterricht und tragen durch die Arbeit mit Schüler*innengruppen zur Sicherung des Unterrichtserfolges bei. In der Praxis sieht das so aus: „Zu Beginn des Schuljahres werden mit der Schulleitung bestimmte Aufgaben fest eingeteilt. Die Leseförderung in allen dritten und vierten Klassen gehört zum Beispiel dazu“, erklärt Carl Yvo Roppel. „Je nach individuellem Förderbedarf der Kinder finden zusätzliche Stunden in Absprache mit den Lehrer*innen und dem Jahrgangsteam statt. Mein Tag startet morgens im Lehrkräftezimmer. Dort stimme ich mich mit den anderen Teammitgliedern ab und plane den Tag. Anschließend unterstütze ich in den einzelnen Unterrichtsstunden.“

Carl Yvo Roppel ist 30 Jahre alt und seit 2021 Fachkraft im Multiprofessionellen Team (MPT) an einer Gemeinschaftsgrundschule in Duisburg.

Insgesamt hat Carl Yvo Roppel 28 Unterrichtsstunden pro Woche plus Vor- und Nachbereitungszeit. An einem Tag pro Woche betreut er zudem die Hausaufgaben im Offenen Ganztag. „Dabei bin ich freier in meinem Aufgabenbereich als zum Beispiel Sonderpädagog*innen, da ich keine Testungen durchführe. Und im Gegensatz zu den Lehrkräften habe ich keine Klassenleitung. Ich kann mehr eigene Projekte anstoßen, wie zum Beispiel die Jungs-AG, die in Abstimmung mit der Schulsozialarbeit im nächsten Schuljahr wieder stattfinden wird.“

Multiprofessionelle Zusammenarbeit braucht viel Kommunikation und enge Abstimmungen

Damit viele Menschen gelingend zusammenarbeiten können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Für Carl Yvo Roppel ist klar: „Damit das funktioniert, müssen vor allem die Arbeitsbedingungen passen.“ Die Situation an seiner Schule beschreibt er so: „Aus meiner Sicht klappt das Miteinander zwischen den Lehrer*innen, den Sonderpädagog*innen, den Schulsozialarbeiter*innen und uns MPT-Kräften bei uns gut. Das hat viel mit gegenseitiger Wertschätzung zu tun und dem Konsens, dass wir gemeinsam mehr Bildungsgerechtigkeit erreichen können. Durch enge Abstimmungen in den Jahrgangsteams können wir unsere Stärken viel gezielter einsetzen und individuell sehen, welches Kind was braucht.“

Herausforderungen gibt es trotzdem: „Im Schulalltag Raum und Zeit für die wichtigen Absprachen zu finden, ist oft nicht leicht. Wir haben zwar einen festen, wöchentlichen Slot in unseren Jahrgangsteams. Da ich aber sowohl in den dritten als auch in den vierten Klassen tätig bin und die Termine dafür zeitgleich stattfinden, kann ich leider nur im Wechsel jede zweite Woche an den Besprechungen für die dritten beziehungsweise vierten Klassen teilnehmen. Dann muss ich schauen, wo ich mich über die aktuellen Dinge der jeweils anderen Klassenstufe informiere. Das gelingt mal besser, mal schlechter“, berichtet die MPT-Kraft.

Positiv findet Carl Yvo Roppel, dass das Thema auch von der Stadt unterstützt wird. „Alle sechs Monate findet ein Netzwerktreffen zu bestimmten Themenschwerpunkten für Sonderpädagog*innen und MPT-Kräfte statt, damit auch der schulübergreifende Austausch gewährleistet ist und wir voneinander lernen können.“

Fazit nach vier Jahren im Multiprofessionellen Team

Mit Blick auf die vergangenen vier Jahre zieht Carl Yvo Roppel ein positives Fazit über die Arbeit als Fachkraft im Multiprofessionellen Team: „Ich würde mich wieder für diesen Beruf entscheiden und kann mir auch vorstellen, meine Arbeit in den nächsten Jahren weiterzumachen.“ Kritisch sieht er jedoch die fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten: „Im Vergleich zum Lehramt gibt es wenig Möglichkeiten. Es wäre schön, wenn sich das in Zukunft noch ändern würde.“