Pressemitteilungen 25.08.2025

Gute Impulse reichen nicht - jetzt braucht es mutige Entscheidungen

BildungsgewerkschaftBelastungBildungsfinanzierungChancengleichheitEntlastungLehrkräftemangel
  • Autorin: Steffi Klaus
  • Funktion: Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Schule braucht Zeit, Personal und verbindliche Rahmenbedingungen

Essen / Düsseldorf – Zum Start des neuen Schuljahres steht die Landesregierung vor massiven Herausforderungen. Steigende Schulabbrecherquoten, ein dramatischer Lehrkräftemangel und eine wachsende Zahl an Kindern, die die grundlegenden Kompetenzen in Deutsch und Mathematik nicht erreichen, erfordern mutige Reformen mit Weitblick.

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„Die Landesregierung hat in den vergangenen drei Jahren viele Projekte gestartet, die grundsätzlich zu begrüßen sind“, erklärt Ayla Celik. „Die Ministerin setzt weiter auf die Stärkung der Basiskompetenzen. Das ist nicht nur konsequent, sondern wird den Erfordernissen vor Ort gerecht. Doch können mehr Lernstandserhebungen, wie im „Schulkompass 2030“ vorgesehen, nur dann nachhaltig sein, wenn sie auch in der Praxis zu mehr individueller Förderung führen. Ohne qualifiziertes Personal, Zeit und echte Förderstrukturen bleibt das Konzept leider eine Daten-Bürokratie-Offensive ohne gesicherten Bildungserfolg.“

Viele Reformen der Landesregierung setzen zwar an den richtigen Punkten an (Personal, Basiskompetenzen, Digitalisierung, Lehrkräfteausbildung und der Vorbereitungsdienst), diese laufen aber parallel und unkoordiniert, kritisiert die GEW-Landesvorsitzende. „Auch führen sie in der Schulpraxis bisher leider nicht zu mehr Entlastung. Lehrkräfte erleben in einer Zeit, in der weiterhin 7.000 grundständig ausgebildete Lehrkräfte im System fehlen, mehr Programme und digitale Tools - aber keine kleineren Klassen, keine durchgehende Unterrichtsversorgung, keine Ressourcen für echte individuelle Förderung und vor allem keine Arbeitsentlastung.“

Die fehlenden Rahmenbedingungen und einheitlichen Qualitätsstandards bei der Ausgestaltung des Ganztags sieht Celik als vertane Chance. „Der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026 hätte ein ‚Gamechanger´ sein können. Er hätte echte Chancengleichheit schaffen und Schule und Betreuung besser verzahnen können. Aber derzeit droht das Gegenteil: Durch fehlende rechtliche Grundlagen wird die Verantwortung auf die kommunale Ebene verlagert. Am Ende bestimmt die Postleitzahl, welche Bildungsangebote die Kinder bekommen.“ 

Auch die Reform der Lehrpläne sei längst überfällig: „Ob Medienbildung, Nachhaltigkeit, berufliche Orientierung oder Demokratieerziehung:  Immer mehr gesellschaftliche Aufgaben werden auf die Schulen übertragen, ohne klare Prioritäten oder Entlastung. Das bedeutet Dauerstress für Lehrkräfte und Kinder, die gemeinsam durch den Stoff hetzen. Deshalb fordern wir eine Priorisierung der Inhalte – zugunsten von mehr Vertiefung, mehr Freude am Lernen und vor allem mehr Zeit für Beziehungsarbeit!“

Der GEW-Frühjahrsreport 2025 zur psychischen Gesundheit von Lehrkräften bestätigt, dass es vor allem die strukturellen Bedingungen sind, die es Lehrkräften erschweren, sich auf ihre eigentliche Aufgabe – die pädagogische - zu konzentrieren. „Die Lehrkräfte überschreiten regelmäßig ihre Belastungsgrenze, was häufig dazu führt, dass sich immer weniger Lehrerinnen und Lehrer pädagogisch-didaktisch wirksam erleben“, so Ayla Celik. 

Mit Blick auf das letzte volle Schuljahr der Legislaturperiode fordert die GEW NRW eine klare Positionierung. „Will diese Landesregierung wirklich Bildungsgerechtigkeit schaffen – oder weiter auf Zeit spielen? Fakt ist: Die großen bildungspolitischen Fragen sind bis heute nicht geklärt!“