junge GEW NRW 19.04.2018

Vereinbarkeit von Studium und Familie

AusbildungWissenschaft und Forschung
Vereinbarkeit von Studium und Familie

Als junge Familie Kind und Lehramtsstudium meistern

Sarah ist Lehramtsstudentin an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Und sie ist Mutter von einem sechs Monate alten Baby. Wie sie Schwangerschaft und Studium unter einen Hut bekommen hat und wie ihre Zukunftspläne zusammen mit ihrem Partner aussehen, verrät sie im Interview.

  • Interview: Jessica Küppers
  • Funktion: Redakteurin im NDS Verlag
Min.

Wer im Studium über die Familienplanung nachdenkt, stellt sich tausend Fragen. So auch Sarah und ihr Partner aus Münster. Sarah ist mit Ende 20 Mama geworden. Mitten im Lehramtsstudium. Den Bachelor wollte sie noch vor der Geburt ihres Kindes schaffen. Die junge Mutter erzählt, wie sie die Herausforderungen mit Studium und Familie zusammen mit ihrem Partner bis heute meistert.

Studieren mit Kind – war das für dich eine bewusste Entscheidung?

Ja, es war eine bewusste Entscheidung! Zum einen, weil ich dieses Jahr 30 werde und die Kinderplanung mit einem Kind nicht abgeschlossen sein soll. Zum anderen aber auch, weil wir uns einfach als Paar bereit gefühlt haben und wir uns sicher waren und es auch immer noch sind, dass wir das gemeinsam schaffen können.

Wie hast du die Schwangerschaft als Studentin erlebt? Welche Unterstützung hast du erfahren?

Während der Frühschwangerschaft war ich noch zwei Monate im Ausland, da ich unter anderem Englisch studiere und das ein Pflichtmodul ist. Dort habe ich in einer Kindertagesstätte mit U3-Kindern gearbeitet, obwohl meine Frauenärztin davon eher abgeraten hatte. Ich bin das Risiko dennoch auf eigene Gefahr eingegangen, da ich schon etwas Angst hatte, den Bachelorabschluss sonst nicht vor der Geburt des Kindes zu schaffen.

Ich habe mich in dieser Hinsicht leider sehr schlecht beraten gefühlt. Erst beim zweiten Teil des Auslandsaufenthalts wurde mir nahegelegt, ich könnte auch eine StayAtHome-Variante studieren, dann dürfte ich in meinem Studienland Deutschland bleiben. Das habe ich dann auch gemacht. Ansonsten waren alle Dozent*innen, Professor*innen und Mitarbeiter*innen der Universität sehr zuvorkommend. Vor allem zum Ende hin, da ich eine riesen Kugel vor mir hergeschoben habe. Die Schwangerschaft war einfach nicht mehr zu übersehen.

Nach der Geburt hast du dich erst einmal auf euer Kind konzentriert und keine Univeranstaltungen besucht. Wie hast du die Pause im Studium organisiert?

Der Plan war, dass ich direkt nach acht Wochen im sogenannten Wochenbett weiter studiere, da der Vater des Kindes Elternzeit genommen hat. Aufgrund einer nicht vorhersehbaren Wochenbettdepression bin ich ein ganzes Semester daheim geblieben, habe mich nur um mich und das Kind und unsere kleine neue Familie gekümmert und habe keine Veranstaltungen besucht.

Jedoch habe ich mich für mehrere Veranstaltungen ohne Anwesenheitspflicht und Klausuren angemeldet, für die ich dann in Eigenarbeit gelernt und am Ende auch bestanden habe. Seit diesem Semester, dem zweiten Semester seit der Geburt, studiere ich wieder. Zwar in einer abgespeckten Form, aber durch die Elternzeit meines Partners lässt sich das sehr gut vereinbaren.

Wie möchtest du in Zukunft Vorlesungen, Arzttermine und Krabbelgruppe unter einen Hut bringen?

Das jetzige Semester ist mein Partner, der Vater des Kindes noch in Elternzeit und wir teilen uns die Betreuung. Arzttermine versuchen wir so gut es geht zusammen zu besuchen, während meiner Vorlesungen und Seminare betreut mein Partner unser Kind und es bleibt noch Zeit Krabbelgruppe, Babyschwimmen und Sport zusammen mit dem Baby unterzubringen. Dass das alles gut klappt, mag eventuell auch an meiner perfektionistischen Organisationsfähigkeit liegen.

Da wir leider keine Familie in der Nähe haben, wird nach der Elternzeit des Vaters das Kind 25 bis 30 Stunden in einer Kindertagespflege betreut, damit wir unserem Studium und der Arbeit nachkommen können und die restliche Zeit zu 100 Prozent unserem Wunschkind widmen können.