Die aktuelle IGLU-Studie zu Lesekompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland zeigt alarmierende Ergebnisse und deutliche Verschlechterungen. Die soziale Ungleichheit im Bildungssystem vergrößert sich. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW (GEW NRW) nimmt diese Ergebnisse mit großer Besorgnis zur Kenntnis und fordert entschiedenes Handeln, um die soziale Ungleichheit im Bildungssystem zu bekämpfen.
„Wir können es uns nicht leisten, dass grundlegende Kompetenzen für den Bildungserfolg, aber auch für das Zusammenleben in einer Demokratie, zunehmend vom Elternhaus abhängig sind. Kinder mit schlechteren Startbedingungen werden nicht nur ihrer Zukunftschancen beraubt, sondern auch der gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe. Das ist eine Zerreißprobe für unsere Gesellschaft. Die Politik muss deshalb entschieden gegensteuern“, sagt Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW.
Laut der Studie erreicht ein Viertel der Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards nicht. Mit einem Anteil von 25,4 Prozent liegt dieser Wert über den Zahlen von 2001 (17 Prozent) und 2016 (19 Prozent). Besonders besorgniserregend ist dabei die Tatsache, dass die Kompetenzrückstände bei Schülerinnen und Schülern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien sehr hoch sind, sogar im internationalen Vergleich. Damit schreibt sich eine Entwicklung fort, die schon in den letzten Jahrzehnten zu beobachten war. „Es ist frustrierend zu sehen, dass die sozialen Disparitäten in der Lesekompetenz seit 20 Jahren unverändert sind“, so Çelik.
„NRW muss bildungspolitisch aus dem Dornröschenschlaf erwachen und alles dafür tun, den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Bildungserfolg zu verringern. Dafür braucht es eine Initiative der Landesregierung. Bildungspolitik muss bei Schwarz-Grün Chefsache werden.“ Die Bildungsgewerkschaft fordert, endlich stärker in Bildung zu investieren und den schulscharfen Sozialindex mit genügend Mitteln auszustatten. „Unseren Grundsatz ‚Ungleiches ungleich behandeln‘ hat die Landesregierung glücklicherweise aufgenommen. Der Sozialindex aber muss besser ausgestattet werden, sodass wir nicht nur den Mangel umverteilen, sondern genügend Lehrkräfte und Gelder zur Verfügung stellen. Schwarz-Grün darf bei dieser Bildungskrise nicht einfach weiter zu sehen.“