Essen - „Die schlechten Ergebnisse der jüngsten Schulleistungsstudien sind alarmierend, deshalb ist es gut und wichtig, dass die Basiskompetenzen der Schüler*innen gestärkt werden“, sagt die Landesvorsitzende der GEW NRW, Ayla Çelik. Aber die Antwort darauf kann nicht lauten: noch mehr Tests, noch mehr Daten. Eine umfangreiche Datensammlung sorgt nicht automatisch für bessere Bildungsprozesse.
Lernstandserhebungen verbessern weder den Unterricht noch gleichen sie individuelle Lernrückstände aus. „Diese wichtigen Ansätze laufen ins Leere, wenn gleichzeitig keine echten Förderressourcen zusätzlich zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Ayla Celik.
Kritisch sieht die Bildungsgewerkschaft vor allem die Streichung der bisherigen Förderstunden in der Grundschule: „Es ist ein Widerspruch, auf der einen Seite mehr Förderung zu versprechen, gleichzeitig, aber gezielte Förderstrukturen abzuschaffen. Eine zusätzliche Stunde Deutsch und Mathe ersetzt keine individuelle Unterstützung für schwächere Kinder. Denn gerade schwächere Kinder brauchen oft zusätzliche, gezielte Förderung und nicht mehr vom gleichen Stoff im Klassenverband,“ so Ayla Çelik.
In Zeiten akutem Personalmangels, zu großer Klassen und fehlender multiprofessioneller Teams können zusätzliche Lernstandserhebungen in den Klassen 2, 5 und 7, ohne Bereitstellung von genügend Ressourcen, zu einer zusätzlichen Belastung führen.
Hier sieht die GEW NRW dringenden Handlungsbedarf: „Solange die Landesregierung nicht weiterhin massiv in Personal, Entlastung und multiprofessionelle Teams investiert, wird der Schulkompass keine Trendwende schaffen. Tests allein machen Bildung nicht besser. Dafür braucht es gut ausgebildete Menschen, Zeit, Vertrauen und eine Schule, die jedem Kind gerecht wird.“
Die geplante digitale Aufbereitung von Daten, Online-Feedback durch Schüler*innen und Fortbildungsformate wie Webinare oder Podcasts können nützlich sein – wenn sie gut gemacht sind. Es muss stets klar sein: Kein Portal ersetzt die pädagogische Arbeit im Klassenzimmer.
Aus Sicht der GEW NRW könnte die Schulaufsicht bei diesem Prozess eine Schlüsselrolle übernehmen. Die Schulaufsicht ist Schnittstelle zwischen Ministerium und Schule aber auch Fach- und Rechtsaufsicht für die Schulen. Sie steuert Schulentwicklungsprozesse und moderiert. Jedoch wird auf die Rolle der Schulaufsicht im „Schulkompass 2030“ nicht differenziert eingegangen. Hier bedarf es perspektivisch einer Klärung.
„Die Ursachen der Bildungskrise sind längst bekannt,“ sagt Ayla Çelik abschließend. „Basiskompetenzen brauchen qualifizierte Förderung, mehr Personal, multiprofessionelle Unterstützung und vor allem Zeit und ein lernförderliches Umfeld. Nur so wird aus einem Schulkompass ein echter Kompass für bessere Bildung. Mehr Lernstandserhebungen helfen nur, wenn sie auch zu mehr individueller Förderung führen. Ohne qualifiziertes Personal sind zusätzliche Tests aber wirkungslos und kosten wertvolle Unterrichtszeit.“