Bildungspolitik 29.10.2025

Ein bildungspolitischer Rückschritt mit Ansage

BildungsfinanzierungChancengleichheitBildungsgewerkschaft
  • Autor*in: Ayla Çelik
  • Funktion: Vorsitzende der GEW NRW

Kommentar zum Haushaltsentwurf 2026

Der neue Haushaltsentwurf der Landesregierung sieht auf den ersten Blick solide aus: mehr Geld insgesamt und steigende Etats. Doch wer genauer hinschaut, der erkennt schnell das Muster: Während der Landeshaushalt wächst, sinkt der Anteil der Bildungsausgaben – von 59 Prozent (2018) auf nur noch 41,5 Prozent (2026). Wir nennen das, was es ist: ein bildungspolitischer Rückschritt mit Ansage.

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Chancengleichheit wird zur Haushaltsfrage. Schulen, Kitas und Hochschulen kämpfen mit Personalmangel, steigenden Anforderungen und stagnierenden Mitteln. Lehrkräfte schuften am Limit, während das Land unbesetzte Stellen als Rechentrick im Haushalt fortschreibt. Das ist keine solide Planung, das ist Selbsttäuschung. Gleichzeitig droht der Sozialindex, ein bewährtes Instrument für mehr Bildungsgerechtigkeit, entkernt zu werden. Wenn Schulen mit besonderen Herausforderungen perspektivisch weniger zusätzliche Lehrkräftestellen erhalten, werden ungleiche Startbedingungen nicht ausgeglichen, sondern zementiert.

Landesregierung kürzt Kita-Helfer*innen-Programm

Auch in der frühkindlichen Bildung zeigen sich Risse im Fundament: NRW kürzt das Kita-Helfer*innen-Programm, obwohl Kitas längst an Belastungsgrenzen stoßen. Beschäftigte wollen endlich gute Bedingungen und keine Dauerüberlastung. Frühkindliche Bildung muss für alle zugänglich und Grundlage sozialer Teilhabe sein. Doch derzeit besteht Anlass zur Sorge, dass der Bildungsauftrag  untergeht. Hier ist die Erwartung der GEW NRW, dass die Landesregierung frühkindliche Bildung sicherstellt und verbindliche Standards für Sprachförderung, Inklusion und Chancengleichheit schafft.

So sieht keine Zukunftspolitik aus!

Und während 2026 der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung kommen soll, fehlt überall Personal. Ohne Qualität wird der Ganztag zum Betreuungsexperiment – gut gemeint, schlecht gemacht. Die Hochschulen trifft es ebenso: prekäre Arbeitsbedingungen, Minderausgaben in Millionenhöhe, keine verlässliche Perspektive für wissenschaftliche Beschäftigte. So sieht keine Zukunftspolitik aus.

Wir fordern die Landesregierung auf, umzusteuern:

  • echte Lernmittelfreiheit,
  • einen starken Sozialindex,
  • faire Arbeitsbedingungen und Tarifbindung,
  • mehr Personal und kleinere Gruppen,
  • verlässliche Hochschulfinanzierung.

Wer Bildung weiter als Kostenfaktor behandelt, spart nicht nur an der Zukunft nächster Generationen, sondern auch an der eigenen.