Pressemitteilungen 11.09.2019

Schulausschuss debattiert Lehrkräftemangel in NRW

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GEW NRW fordert mehr Tempo und mehr Einsatz von der Landesregierung

Die pädagogische Qualität an den Grundschulen steht durch den Lehrer*innenmangel auf dem Spiel. Für die GEW NRW auch eine Frage der Bildungsgerechtigkeit! Der Schulausschuss NRW debattiert heute über den grassierenden Lehrkräftemangel an Grundschulen in NRW. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat ergeben, dass der Personalbedarf weitaus höher ist als von der Kultusministerkonferenz prognostiziert. Die Opposition fragt nach den Konsequenzen und Maßnahmen der Landesregierung.

  • Autor*in: Berthold Paschert
  • Funktion: Pressesprecher der GEW NRW
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Die Bildungsgewerkschaft mahnt die Landesregierung zu mehr Tempo und mehr Einsatz und verlangt nach einem Maßnahmenbündel, um die dramatische Lage an den Schulen zu bekämpfen: „Die aktuellen Zahlen der Bertelsmann-Stiftung sind ein neuerlicher Weckruf. Wir fordern mehr Tempo und mehr Einsatz der Landesregierung und von Schulministerin Yvonne Gebauer. Die pädagogische Qualität an den Grundschulen steht auf dem Spiel und das ist auch eine Frage der Bildungsgerechtigkeit. Weil wir uns keine Lehrkräfte backen können, muss ein Maßnahmenbündel zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels schnell und umfassend umgesetzt werden“, erklärte heute GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern in Essen.

„Ganz maßgeblich ist auch eine deutliche Attraktivitätssteigerung des Berufes mit gleicher Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen an den Grundschulen. Unsere langjährige Forderung nach einer einheitlichen Eingangsbesoldung für alle Lehrämter nach A13Z/EG 13 muss endlich umgesetzt werden. Wir müssen feststellen, dass trotz mehrfacher Ankündigung seitens der Schulministerin im Haushaltsentwurf keine Zahlen ausgewiesen sind. Diese Fehlanzeige ist unverzeihlich!“ empörte sich Maike Finnern.

Weiter führte die Landesvorsitzende aus: „Wir brauchen mehr Studienplätze für das Primarstufenlehramt. Auch wenn die Lehramtsausbildung rund sieben Jahre umfasst, müssen mehr Kapazitäten an den Universitäten und Seminaren geschaffen werden, um junge Menschen grundständig für das Grundschullehramt auszubilden. Insgesamt braucht die Lehrer*innenausbildung einen höheren Rang an den Universitäten.“ Das schwarz-gelbe Hochschulfreiheitsgesetz von 2005 habe dafür gesorgt, dass die Lehramtsausbildung an den Universitäten zurück gefahren wurde.

Mit Verweis auf eine kürzlich von der GEW herausgegebenen Studie zur Qualität des Lehramtsstudiums und zur prekären soziale Lage der Studierenden fügte Finnern hinzu: „Es geht in erster Linie darum, Studienunterbrechungen und Studienabbruch durch bessere Rahmenbedingungen und bessere Beratungsstrukturen zu vermeiden.“ Zu viele Studierende würden aus finanzieller oder sozialer Not ihr Studium unterbrechen oder sogar komplett abbrechen, weil die Studienbedingungen nicht mit den individuellen Voraussetzungen nicht im Einklang zu bringen sind.  „Wir bekommen aber nur dann genügend gut ausgebildete Lehrkräfte für unsere Schulen, wenn die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches und zügiges Studium gegeben sind“, mahnte die GEW-Landesvorsitzende.

Maike Finnern unterstrich abschließend, dass die Schulen auf absehbare Zeit auch nicht auf Seiteneinsteiger verzichten könnten, deren Ausbildung müsse gerade an der Grundschule verbessert werden. Finnern sagte wörtlich: „Eine Schmalspurausbildung reicht nicht für die pädagogischen Erfordernisse. Die jetzigen Seiteneinsteiger an der Grundschule bringen viel Potential mit, wir wollen, dass sie mit den Lehrkräften auf Augenhöhe zusammenarbeiten können und nicht dauerhaft Lehrkräfte zweiter Klasse bleiben. Der berufsbegleitende Vorbereitungsdienst für das vollwertige Lehramt muss auch in der Grundschule möglich sein.“