Filmpädagogisches Unterrichtsmaterial 14.03.2024

The Zone of Interest

KinoMedienkompetenzUnterrichtsmaterial

Begleitmaterial zum Film für Lehrkräfte

Film ist ein mächtiges Medium, das uns die Möglichkeit gibt, uns auf eindringliche Weise mit Geschichte zu befassen. Insbesondere für junge Menschen, ist das von großer Bedeutung.

  • Herausgeber*in: Leonine Distribution GmbH
Min.

THE ZONE OF INTEREST

Ist ein Film, der sich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte befasst: dem Holocaust. Inspiriert von Martin Amis‘ Roman werden wir in die Zeit des Nationalsozialismus eingeführt. Doch der Film bietet mehr als nur eine Darstellung von Leid und Unmenschlichkeit.

Er ist eine audiovisuelle Gegenüberstellung zwischen den Schrecken eines Vernichtungslagers, welches Ausschwitz darstellen soll, und dem Alltagsleben des Lagerkommandanten Höß und seiner Familie. Während sich der Film augenscheinlich auf die Darstellung des vermeintlich idyllischen Alltagslebens konzentriert, erzielt Regisseur Jonathan Glazer eine beunruhigende und aufwühlende Gesamtwirkung. Dies liegt vor allem an dem Ton, der die Gespräche der Filmcharaktere durch ein tiefes, anhaltendes maschinenartiges Summen, ein Dröhnen, das regelmäßig von Zuggeräuschen, gedämpften Schüssen und unverständlichem Geschrei unterbricht. Es klingt wie die Maschinerie des Todes.

THE ZONE OF INTEREST schafft es, sein Publikum auf subtile Weise zu verstören. Genau das birgt für Ihre Arbeit das Potential, die Aufmerksamkeit von Schülerinnen und Schülern für dieses sensible Thema zu wecken und für die Auseinandersetzung damit zu nutzen. Nur durch Wissen, Offenheit und Empathie können wir dazu beitragen, dass sich menschenfeindliche Haltungen nicht wiederholen.

 

Inhalt des Films

 

THE ZONE OF INTEREST zeigt das Leben der Familie von Rudolf Höß, einem der Kommandanten des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Im Fokus stehen er, seine Frau Hedwig, ihre fünf Kinder und der familiäre Alltag in ihrer Privatvilla, buchstäblich Tür an Tür mit dem Lagergelände. Das Stammlager von Auschwitz ist durchgängig im Hintergrund sichtbar, der Film bleibt jedoch diesseits der Lagermauer und nimmt vorrangig die Täter*innen und Zuschauenden in den Blick. Während diese Schwimmausflüge machen, ihren Garten pflegen, ihre Kinder ins Bett bringen oder Besuch empfangen, bleibt Auschwitz für die Protagonist*innen augenscheinlich immer unsichtbar – zu sehr ist man die Normalität diesseits der Mauer gewöhnt und blendet die andere Seite aus.

Für das Filmpublikum schleicht sich das Grauen jenseits der Mauer jedoch zunehmend ein: Auch sie blicken nie in das Lager, hören es aber. Schreie, Schüsse, Musik oder das Wummern des Krematoriums: Auf der auditiven Ebene unterbricht das unsichtbare Auschwitz kontinuierlich die bürgerliche „Idylle“ und kontrastiert sie einschneidend und unheimlich. Und obwohl die Familie meist scheinbar ungerührt im Feuerschein des Krematoriums-Schornsteins schläft, schleicht sich die Realität der Massenvernichtung immer wieder auch in ihr Leben – zum Beispiel, wenn Rudolf Höß seine planschenden Kinder panisch aus dem Fluss scheucht, als er bemerkt, dass Asche und Knochen darin schwimmen. Trotzdem ist Hedwig Höß am Boden zerstört, als ihr Mann verkündet, nach Oranienburg versetzt zu werden. So sehr liebt sie ihr „perfektes Zuhause“, dass sie am Ende mit den Kindern vor Ort bleibt, während Höß in Deutschland Dienst leistet. Die Freude des Ehepaars ist groß, als Höß bald wieder zurückbeordert wird, um die sogenannte „Ungarn-Aktion“ – die Massenvernichtung der ungarischen Juden*Jüdinnen – zu leiten.

Auschwitz und der Holocaust verkommen zur Hintergrundkulisse der persönlichen Befindlichkeiten und Zukunftspläne des Ehepaars Höß. Wo und wie diese enden, deutet der Film in der Schlussszene an, in der Höß nach der Feier seiner Rückversetzung eine Treppe ins Dunkel hinabgeht. Dabei bleibt er zweimal stehen, um sich auf den Fußboden zu übergeben – und blickt anschließend in einen langen, dunklen Gang, an dessen Ende sich plötzlich die Tür zur heutigen Gedenkstätte auftut. Nach einem kurzen Einblick in die Arbeit der Putztrupps des Museums schneidet der Film zurück zu Höß, der von weitem fast direkt in die Kamera zu blicken scheint, bevor er weiter ins Dunkel hinabsteigt.