Der Fachkräftemangel in den etwa 10.000 Kitas in NRW steigt: Mittlerweile fehlen rund 15.000 Erzieher*innen und weiteres sozialpädagogisches Personal. Viele offene Stellen können nicht besetzt werden, neu geplante Kitas können oft nicht öffnen, weil kein Personal da ist. Die Corona-Krise verschärft die Personalsituation vor Ort noch zusätzlich: Kolleg*innen, die zur Risikogruppe gehören, können oft nicht eingesetzt werden. Was also tun, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?
Alltagshelfer*innen ersetzen keine Fachkräfte
Die GEW NRW begrüßt, dass das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) in Nordrhein-Westfalen nun das „Programm der Alltagshelferinnen und -helfer“ auflegt. Vom 1. August bis zum 31. Dezember 2020 wird die Kitas mit je 10.500 Euro unterstützt, um mithilfe von Helfer*innen die Fachkräfte zu entlasten. Klar ist, dass diese Kräfte in keiner Weise die Fachkräfte ersetzen. Aus Sicht der GEW NRW dürfen sie nicht zur Arbeit am Kind eingesetzt werden. Sie sollten vorrangig bei der Einhaltung der Hygienevorschriften hinsichtlich der regelmäßigen Reinigung und Desinfektion von ständig benutzten Gegenständen eingesetzt werden.
Ausbildung bezahlen und Lohn erhöhen
Das Problem des Fachkräftemangels wird diese Maßnahme aber nicht lösen. Die GEW NRW warnt bereits seit Jahren, dass sich das Problem vergrößern wird, wenn die Erzieher*innen-Ausbildung und die Arbeit in den Kitas nicht endlich attraktiver werden. Zwei Jahre unbezahlte Ausbildung an der Fachschule sind für viele junge Menschen ein Grund sich gegen den Beruf zu entscheiden. Daher fordert die Bildungsgewerkschaft endlich eine Ausbildungsvergütung für die angehenden Erzieher*innen einzuführen. Auch die fertigen Erzieher*innen werden nicht entsprechend ihrer komplexen Aufgabe bezahlt und verdienen eine entsprechende Bezahlung.
Rahmenbedingungen verbessern
Gleichzeitig müssen sich natürlich die Rahmenbedingungen in den Kitas selbst verbessern. Wenn eine Kollegin krank ist und ein anderer Kollege im Urlaub, ist das System oft schon an seiner Grenze – Vertretungsreserven sind meist Fehlanzeige. Zu große Gruppen und zu wenig Zeit für die Vor- und Nachbereitung pädagogischer Angebote sind oftmals die Folgen. Das Gefühl den Kindern, Eltern und Sorgeberechtigten und letztlich seiner Arbeit und sich selbst nicht mehr gerecht zu werden, kennen die meisten Erzieher*innen.
Die GEW NRW fordert deshalb:
- eine Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation,
- mehr mittelbare pädagogische Arbeitszeit,
- mehr Zeiten für Qualifikation, Fort- und Weiterbildung,
- Leitungsfreistellung,
- qualifizierte Fachberatungen,
- einheitliche finanzielle Ausstattung der Einrichtungen
- und eine attraktive Vergütung, die die Verantwortung widerspiegelt.
An diesen Baustellen müssen endlich Verbesserungen erreicht werden, damit genug junge Menschen diesen wichtigen Beruf noch ergreifen wollen und lebensältere Kolleg*innen gesund in ihre Rente gehen können.
Wie geht es weiter?
Das NRW-Familienministerium arbeitet derzeit mit einer Projektgruppe an einer Initiative zur Personalgewinnung, an der unter anderem die Kita-Träger, die kommunalen Vertretungen und auch die Gewerkschaften, hier auch die GEW NRW, beteiligt sind. Die Gruppe entwickelt Ideen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und wird ihre Arbeit nach den Sommerferien wieder aufnehmen. Wir werden uns weiter für ihre Forderungen im Interesse der Kolleg*innen einsetzen!