Der größte Diebstahl aller Zeiten - Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.
Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.
Mit diesen Worten beginnt der zweite Teil von Michael Endes Märchen-Roman „Momo“, der seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1973 zum Klassiker geworden ist. Prägnant fasst diese Passage bereits die Kernbotschaft der Geschichte zusammen und verweist auf deren ebenso philosophischen wie poetischen Gehalt. Auch in der Neuverfilmung des Stoffs durch Christian Ditter spielt der Grundgedanke, dass das Leben im Herzen wohnt und Zeit ein wertvolles, oft aber kaum wertgeschätztes Gut ist, die entscheidende Rolle.
Daran hat sich durch die modernisierte Adaption der Geschichte nichts geändert. Der neue „Momo“-Film über geheimnisvolle Diebinnen und Diebe, die den Menschen ihre Zeit stehlen, und
ein Mädchen, das zur Retterin der Menschheit wird, beinhaltet Science-Fiction-Elemente (die sich wiederum ganz eng an gegenwärtige technologische Entwicklungen anlehnen und dadurch seltsam vertraut wirken), behält aber auch die märchenhaften Züge des Romans bei.
Ganz im Sinne von Michael Ende erzählt der Film von der Bedeutung von Werten wie Empathie und Freundschaft sowie über Glück durch bewusstes und intensives Leben und Erleben, während er das futuristische Setting zum Anlass nimmt, um sich kritisch mit Leistungsdruck und Optimierungswahn, Konsum und Gier sowie medialen Ablenkungen zu beschäftigen.