Gesellschaft 03.04.2023

Wenn Krisen auf die Seelen junger Menschen drücken

BelastungChancengleichheit
  • Autor*in: Anne Petersohn
  • Funktion: Freie Journalistin

Psychische Belastungen wegen Krieg, Klimakrise und Corona

Sozialer Rückzug, Ängste, Suizidgedanken: Kinder und Jugendliche leiden oft besonders stark unter der Multi-Krise. Das hat nicht nur kurzfristige Folgen für die psychische Gesundheit der Betroffenen. Es bringt ihre gesamte Bildungskarriere in Gefahr.

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Psychische Erkrankungen nehmen zu

Vor der Coronakrise erfüllten etwa 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen die Kriterien einer manifesten psychischen Störung, berichtet Prof. Richard Göllner von der Universität Tübingen. Durch die Pandemie sei diese Zahl deutlich gestiegen – laut vorsichtiger Schätzungen um etwa zehn Prozent, erklärt der Bildungsforscher. „Diese Schüler*innen brauchen schnellstmöglich Unterstützung.“ Nicht nur, dass Krieg und Klimakrise weiter an der psychischen Gesundheit junger Menschen nagen. Psychische Erkrankungen träfen vor allem jene, die ohnehin aus sozial benachteiligten Familien stammen. Ihre Zukunftschancen seien am Ende doppelt gefährdet. „Psychische Belastungen führen dazu, dass die Schulkarriere nicht optimal verläuft“, erklärt Richard Göllner. 

Schulschließungen wirken psychisch nach

Auch die Schulpsychologin Annette Greiner sieht akuten Handlungsbedarf. Gerade die Schulschließungen wirkten bei vielen Kindern und Jugendlichen nach. „Manche können die Schule weiterhin nicht besuchen. Sie kommen nicht mehr aus ihrem Schneckenhaus“, sagt das Vorstandsmitglied des Landesverbands Schulpsychologie NRW. Auch für gute Schüler*innen sei über lange Zeit ein stabilisierender Faktor ihres Lebens weggefallen. „Einige von ihnen haben sich in Sorgen verloren und waren mit Dingen konfrontiert, die eben nicht gut funktionieren. Daraus sind teilweise handfeste Depressionen, Angststörungen und auch Essstörungen entstanden – bis hin zu Suizidgedanken.“ 

Rat einholen – Warnsignale erkennen 

Doch gerade Ängste seien für Außenstehende kaum wahrnehmbar, betonen die Expert*innen. „Bauchschmerzen, Verhaltensänderungen und häufiges Fehlen in der Schule sind Warnsignale“, erklärt Annette Greiner. Sie empfiehlt Lehrer*innen, auch bei Mitschüler*innen genau hinzuhören oder sich Rat im Kollegium sowie bei Sozialarbeiter*innen einzuholen. Und natürlich seien auch die schulpsychologischen Beratungsstellen jederzeit ansprechbar. „Lehrkräfte können bei uns Entlastung finden – gerade mit Blick auf den Kontakt zu den Eltern.“ Denn die reagierten häufig mit Irritation oder Widerstand, wenn sie von psychischen Auffälligkeiten ihres Kindes hörten. „Dann ist es wichtig, auf einer beschreibenden Ebene zu bleiben und nicht gleich mit Diagnosen um sich zu werfen.“

Gesellschaftliche Herausforderungen überfordern Schulsystem 

Grundsätzlich habe sich die Versorgung mit schulpsychologischer Beratung verbessert: In NRW komme je ein*e Schulpsycholog*in auf ca. 6000 Schüler*innen beziehungsweise 500 Lehrkräfte. „Der Bedarf ist trotzdem weitaus höher“, sagt Annette Greiner. Das System Schule sei mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen überfordert. „Hier braucht es ein Zusammenrücken aller Verantwortlichen, die mit Kindern zu tun haben.“ Zugleich müsse die Politik mehr finanzielle Mittel bereitstellen – für Personal, Fortbildungsangebote sowie dringend benötigte Anlaufstellen und Therapieplätze für Kinder und Jugendliche. 

Psychische Gesundheit – wichtiger als jeder Lehrplan

Präventionsangebote könnten bis auf Weiteres helfen, die Folgen der Multi-Krise abzumildern. „Die Schüler*innen sollten sich selbstwirksam fühlen – etwa, indem sie einen Klassenrat gründen oder an der Gestaltung der Räume mitwirken“, erklärt Annette Greiner. Auch Achtsamkeitsübungen und gesunde Ernährung sollten jetzt einen festen Platz im Schulalltag haben, meint die Psychologin. Denn die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen sei nun wichtiger als jeder Lehrplan.

Kontakt zu Beratungsstellen

Hier gibt es professionelle Hilfe

Schüler*innen, Lehrkräfte, Schulen oder Sorgeberechtigte könne sich an die schulpsychologische Beratungsstellen in ihrer Nähe wenden. Die Kontaktdaten der Beratungstellen vor Ort stehen auf der Website des Schulministerums NRW bereit.

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