Personalrat 23.09.2020

Weiterbildungskollegs fördern Chancengleichheit

WeiterbildungZweiter Bildungsweg

„Studierenden, die auf dem ersten Bildungsweg sonderpädagogisch gefördert wurden, müssen auch bei uns entsprechend unterstützt werden.“

Uwe Lämmel kandidiert für den Hauptpersonalrat an Gymnasien und Weiterbildungskollegs. Wir wollten wissen: Wer bist du und was möchtest du für die Weiterbildungskollegs erreichen?

  • Autor*in: Uwe Lämmel
  • Funktion: Listenführer für den Hauptpersonalrat Gymnasien und Weiterbildungskollegs
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Ich bin 61 Jahre alt, verheiratet mit einer Förderschullehrerin und habe drei erwachsene Kinder und zwei Enkel. Von 1990 bis 2015 habe ich am Ratsgymnasium in Minden unterrichtet. Seit 2015 arbeite ich am Weser-Kolleg in Minden, aktuell als Schulleiter. Ich habe mich über viele Jahre im Bezirkspersonalrat Detmold im direktem Kontakt zu den Schulen und Kolleg*innen für deren Interessen eingesetzt. Nun setze ich mich seit 2007 im Hauptpersonalrat für die Sicherung und die Verbesserung der Rahmenbedingungen von Schule und Unterricht und insbesondere für die Entlastung der Kolleg*innen ein.

Weiterbildungskollegs: Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden

An den 40 Weiterbildungskollegs in NRW lernen Erwachsene mit Berufserfahrung oder vergleichbaren Erfahrungen. Ihr Ziel ist es, in einem der drei möglichen Bildungsgänge einen qualifizierten Schulabschluss zu erwerben. Die Studierenden der Weiterbildungskollegs können nach erfolgreichem Abschluss nicht nur ihre Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt verbessern. Mehr Bildung und bessere formale Qualifikationen ermöglichen ihnen auch mehr gesellschaftliche Teilhabe. Damit fördern die Weiterbildungskollegs in NRW Chancengleichheit und Gerechtigkeit. Diese Globalziele unterstützt die GEW uneingeschränkt und steht fest an der Seite dieser Schulen!

Fachkompetenz und didaktisches Geschick

Die Kolleg*innen der Weiterbildungskollegs unterrichten sehr heterogene Lerngruppen, denn die Studierenden bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen und Vorkenntnisse mit. Oft liegen die Gründe für ein Scheitern auf dem ersten Bildungsweg im sozialen oder persönlichen Umfeld. Diese sind häufig noch immer präsent, wenn die Studierenden am Weiterbildungskolleg erneut die Schulbank drücken. Das verlangt von den Kolleg*innen sehr viel Empathie und pädagogisches Engagement. Auf der anderen Seite ist große Fachkompetenz  und didaktisches Geschick gefordert, denn die Studierenden müssen die gleichen zentralen Abschlussprüfungen absolvieren, wie die Schüler*innen an anderen Schulen.

Die Arbeitsbedingungen sind dabei am Weiterbildungskolleg besonders herausfordernd. Oft erstrecken sich die Arbeitszeiten über den Vormittag bis in den späten Abend. Außerdem finden die Abiturprüfungen nicht nur zum Ende des Schuljahres, sondern auch jeweils zum Ende des Halbjahres statt.

Daher fordern wir insbesondere die Reduktion der wöchentlichen Pflichtstunden, eine Erhöhung der Anrechnungsstunden, Entlastung für Korrekturen und Fortbildungen für neue Herausforderungen mit Anrechnung auf das Deputat.

Unsere Erfolge der GEW NRW im Hauptpersonalrat

Die Weiterbildungskollegs haben seit 2015 in hohem Maße dazu beigetragen, neu zugewanderten jungen Erwachsenen eine Perspektive in Deutschland zu geben. Für die Zukunft möchte ich mich dafür einsetzen, dass die Studierenden, die bis zum Ende ihrer Schulzeit auf dem ersten Bildungsweg sonderpädagogisch gefördert wurden, auch bei uns durch Sonderpädagog*innen und Multiprofessionelle Teams unterstützt werden.

Wir Personalräte der GEW setzen uns auf allen Ebenen dafür ein, dass den Weiterbildungskollegs bei einem vorübergehenden Rückgang der Studierendenzahlen, nicht sofort Personal abgezogen oder gar mit Schließung gedroht wird. Denn sie werden weiter gebraucht, wie etwa die steigenden Studierendenzahlen im Zuge der Corona-Krise zeigen.
Gerade diese hat auch die Defizite bei der Umsetzung der Digitalisierung nicht nur an unseren Schulen offen gelegt. Gut, dass jetzt endlich unsere Forderung nach Ausstattung der Lehrkräfte mit digitalen Endgeräten erfüllt wird, auch wenn die Schulträger für die Umsetzung wohl noch Zeit brauchen werden. Ausstattung mit Geräten ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die Wartung und Installation der Geräte erledigt sich nicht von alleine. Die GEW-Personalräte werden sich dafür einsetzen, diese und andere Aufgaben, die im Kontext der Digitalisierung an den Schulen anfallen, endlich technischen Assistent*innen zu übertragen, um die Kolleg*innen zu entlasten.