Pressemitteilungen 16.08.2021

GEW NRW fordert Sofortprogramm „Bildung in der Pandemie“

Arbeits- und GesundheitsschutzBildungsfinanzierungCoronaDigitalität im UnterrichtDigitale Ausstattung

Zum Start des Schuljahres 2021/2022

Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert ein Sofortprogramm „Bildung in der Pandemie“, um die Schulen auf das neue Corona-Schuljahr vorzubereiten. „Unsere Kolleg*innen in den Schulen haben große Bedenken, wenn sie auf die Vorbereitungen für das neue Schuljahr blicken. Wir sind uns mit Frau Gebauer einig, dass wir Unterricht in Präsenz wollen – aber in sicherer Präsenz."

  • Autor*in: Christoph Alt
  • Funktion: Pressesprecher der GEW NRW
  • Kontakt: christoph.alt@gew-nrw.de
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"Die Pandemie hat mit Wechsel- und Distanzunterricht die soziale Ungleichheit im Bildungssystem noch einmal deutlich verschärft. Wenn die Forderung nach Bildungsgerechtigkeit mehr sein soll als bloßes Lippenbekenntnis, muss Schwarz-Gelb jetzt handeln und sichere Bildung gewährleisten“, betont Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW. „Schule braucht Kontinuität und Verlässlichkeit, damit Lehren und Lernen gelingt.“

Die Ministerin schlage mit ihrem Förderprogramm einen Weg ein, der einige Forderungen der GEW aufnehme, so die Landesvorsitzende. „Der Umfang der Pandemie macht aber deutlich, dass das nicht genügt.“ Das von der GEW geforderte Sofortprogramm umfasse vier Säulen, um grundlegende Versäumnisse aufzuholen: Die Erhöhung des Infektionsschutzes, das Auffangen der Pandemiefolgen, personelle Unterstützung der Schulen und das Vorantreiben der Digitalisierung. Zur Erhöhung des Infektionsschutzes seien der flächendeckende ergänzende Einsatz von Luftfiltern, wie beispielsweise in Bremen geplant, sowie die Ausweitung mobiler Impfteams an Schulen wichtige Bausteine. „Bei den mobilen Impfteams sehen wir unsere Forderungen aufgenommen.

Was die Luftfilter betrifft, muss nachgelegt werden. Luftfilter sind als Ergänzung flächendeckend unverzichtbar, weil sie die Aerosolbelastung deutlich senken“, so Çelik. Der Haltung der Landesregierung, Präsenzunterricht unabhängig von der Inzidenz umzusetzen, erteilte die Gewerkschafterin eine klare Absage: „Das ist waghalsig. Es gibt für NRW noch keinen umfangreichen Indikator; viele Schüler*innen sind nicht geimpft. Deshalb sollte die Inzidenz weiterhin Bezugsgröße bleiben. Ein Weniger an Sicherheit bringt uns nicht weiter. ‚Augen zu uns durch‘ ist als Motto ungeeignet. Wir sollten Sicherheitsstandards keinesfalls überhastet und ohne Not aufgeben“, so die GEW-Landesvorsitzende.

Um die Pandemiefolgen auffangen zu können, mahnt Çelik eine langfristige Perspektive über 2021 hinaus und mehr Personal an: „Die Maßnahmen zur pandemiebedingten besseren Ausstattung begrüßen wir; sie lösen aber nicht das grundlegende Problem des chronischen Lehrkräftemangels“. Um diesen eklatanten Mangel zu bekämpfen, fordert Çelik einen Ausbau der Studienkapazitäten und eine Steigerung der Attraktivität des Lehramts: „Das fängt bei der Korrektur der verfassungswidrigen Bezahlung an: Im Einstiegsamt müssen alle Lehrkräfte mit A 13 Z vergütet werden.“ Aber auch die Investitionen in den Bildungssektor spielten eine Rolle: „Wenn der Putz von der Decke rieselt, funktioniert kein Unterricht.“ NRW stehe bei der Bildungsfinanzierung im Bundesvergleich schlecht da, monierte die Gewerkschafterin: „Gewinner stehen nicht auf dem letzten Platz. Wer beste Bildung propagiert, muss beste Bedingungen schaffen.“

Bei der Digitalisierung sieht die GEW-Landesvorsitzende Fortschritte, mahnt aber auch an: „In vielen Klassenräumen regiert noch immer der Overheadprojektor.“ 40 Prozent der Lehrkräfte berichteten, dass nicht genügend digitale Endgeräte zur Verfügung stünden. Neben der Ausstattung brauche es aber auch Systemadministrator*innen für die Wartung der Geräte und als Ansprechpartner*innen bei Problemen.