lautstark. 02.08.2023

Alles, was du zur Tarifrunde im TV-L wissen musst

TarifrundeStreikGehaltWissenschaft und ForschungMPT – Fachkräfte im multiprofessionellen TeamFachkräfte in der SchuleingangsphaseSeiteneinstiegHSU – Herkunftssprachlicher UnterrichtSchulsozialarbeit

Tarifverhandlungen ab Herbst 2023

Die Gewerkschaften machen sich bereit: Im Herbst 2023 starten die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Wir haben die wichtigsten Infos zur TV-L-Tarifrunde für dich.

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  • Ausgabe: lautstark. 04/2023 | Tarifarbeit: Gemeinsam stark
  • Autor*in: Sherin Krüger | Joyce Abebrese | Daniel Merbitz
  • Funktion: freie Journalistin | Expertin der GEW NRW für Tarifpolitik | Verhandlungsführer der GEW
Min.

Wofür kämpfen die Gewerkschaften?

Es geht ab Oktober 2023 um mehr Geld für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder, da die Entgelttabellen nach zwei Jahren Laufzeit gekündigt werden. Die GEW-Mitglieder entwickeln seit Juni 2023 die streikfähigen Tarifforderungen und beschäftigen sich auch mit Themen, die nicht gekündigte Regelungen betreffen. Letztere dürfen wegen der Friedenspflicht zwar nicht direkt bestreikt werden, aber als sogenannte Erwartungen formuliert werden. Für Herbst 2023 können diese zum Beispiel die stufengleiche Höhergruppierung sowie die Weiterentwicklung der Eingruppierung für tarifbeschäftigte Lehrkräfte (TV EntgO-L) sein. 

Das Gehaltsplus muss deutlich spürbar sein und den ohne Zweifel dringend nötigen Inflationsausgleich für die tarifbeschäftigten Kolleg*innen liefern!
 

Wer profitiert vom Tarifergebnis?

Rund 800.000 Beschäftigte werden bundesweit nach TV-L bezahlt. Die GEW NRW vertritt die Interessen von ...

  • voll ausgebildeten Lehrer*innen,
  • sozialpädagogischen Fachkräften in der Schuleingangsphase (SEP),
  • Beschäftigten in Multiprofessionellen Teams (MPT),
  • Lehrkräften für Herkunftssprachlichen Unterricht (HSU),
  • Schulsozialarbeiter*innen,
  • Werkstattlehrkräften,
  • Fachlehrkräften,
  • Seiteneinsteiger*innen in Schule,
  • Alltagshelfer*innen an Grund- und Förderschulen,
  • Tarifbeschäftigten an Hochschulen und
  • allen studentischen und wissenschaftlichen Beschäftigten.

Welche Rolle spielt der TVStud in der Tarifrunde?

Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte an Hochschulen bilden mit über 38.000 Beschäftigten in NRW die größte Gruppe im öffentlichen Dienst, die nicht unter den Schutz eines Tarifvertrags fällt. 30 Jahre hat es gedauert, bis der TVStud 2021 erstmals wieder Thema bei Tarifverhandlungen war. Im Herbst 2023 gibt es die große Chance, sich von den prekären Beschäftigungsverhältnissen für studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte endlich zu verabschieden.

Zwei Sondierungsgespräche haben bereits stattgefunden, bei denen haupt- und ehrenamtliche Kolleg*innen von ver.di und GEW mit Vertreter*innen der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen unter dem Vorsitz Hamburgs sowie mit zwei Vertretern des Arbeitgeberverbandes Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) beraten. Ob die vereinbarte „Bestandsaufnahme zu den Arbeitsbedingungen“ fortgeführt oder vorzeitig durch die TdL abgebrochen wird, steht derzeit noch aus. Und ob der TVStud in dieser Tarifrunde überhaupt eine Rolle spielen wird, wissen wir erst im Oktober.

Wie bereitet sich die GEW NRW auf die Tarifrunde vor?

In der GEW NRW hat die Forderungsdiskussion mit der Tarifkonferenz in NRW am 14. Juni 2023 begonnen: In Essen beteiligten sich über 100 Kolleg*innen in Arbeitsgruppen, bei Vorträgen und Impulsreferaten. Sie hatten die Möglichkeit, sich zu speziellen Themen auszutauschen, die ihre Beschäftigungsgruppe betreffen. In der Debatte um einen TVStud zeigte sich während der Tarifkonferenz, dass NRW geschlossen hinter den wissenschaftlichen und studentischen Beschäftigten an Hochschulen steht und sie bei ihren Forderungen unterstützt.

Insgesamt war die Kampfbereitschaft der Kolleg*innen für eine faire Bezahlung im TV-L an diesem Tag deutlich spürbar! Sie erarbeiteten Vorschläge dazu, wie es gelingen kann, Tarifbeschäftigte und Beamt*innen solidarisch zu aktivieren und diskutierten die Systematik des TV-L. Über alle Professionen hinweg ist die anhaltende Inflation ein großes Thema und wird zentral in den Tarifverhandlungen ab Herbst 2023 sein. 

Wir müssen unbedingt auf die Straße gehen und uns für höhere Entgelte gemeinsam starkmachen – damit würden eine Menge Jobs im Bildungsbereich attraktiver! Wer sich für Prozente nicht bewegt, spielt der Arbeitgeberseite in die Hände.

ATP, AdL, BTK – wie bitte?

ATP in der GEW NRW
Der Ausschuss für Tarifpolitik (ATP) in der GEW NRW ist Mitorganisator der Tarifkonferenz, die vor jeder TV-L-Tarifrunde stattfindet. Dort werden Forderungen von allen Teilnehmenden diskutiert. Der ATP begleitet den Prozess der Forderungsfindung bis zum finalen Forderungspapier und legt dieses dem Landesvorstand der GEW NRW zur Beschlussfassung vor.

GEW-BTK und KoVo auf Bundesebene
Die in NRW und in 14 weiteren Bundesländern (Hessen hat einen eigenen Tarifvertrag) diskutierten Forderungen münden in die Bundestarifkommission (BTK) der GEW, die zusammen mit dem Koordinierungsvorstand (KoVo) der GEW die Ergebnisse in einen gemeinsamen Forderungsbeschluss gießt.

ver.di-BTK auf Bundesebene
Die DGB-Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes einigen sich bei der Bundestarifkommission (BTK) von ver.di auf einheitliche Forderungen, die bei den Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite auf den Tisch kommen. 

AdL und TdL
Die Arbeitgeberseite repräsentieren der Arbeitgeberverband des Landes NRW auf Landesebene (AdL) sowie die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) auf Bundesebene. 

 

TV-L-Kalender 2023

10.10.2023
Bundestarifkommission und Koordinierungsvorstand der GEW in Fulda

11.10.2023
ver.di-Bundestarifkommission mit allen DGB-Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes in Berlin und Bekanntgabe der gewerkschaftlichen Forderungen auf der anschließenden Pressekonferenz

26.10.2023
1. Verhandlungsrunde in Berlin

02.– 03.11.2023
2. Verhandlungsrunde in Potsdam

07.– 09.12.2023
3. Verhandlungsrunde in Potsdam