GEW NRW und DGB NRW im Diskurs mit Fachhochschulen

Berufswege und Karriereperspektiven klären!

Fachhochschulen sind in NRW eine starke Säule des Hochschulsystems. Sie sichern mit ihrer praxisorientierten Lehre, ihren anwendungsnahen Studiengängen und ihrer wachsenden Forschungsleistung sowie im Verbund mit den regionalen Kooperationspartnern – den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) - für einen soliden Fachkräftenachwuchs für unser Land. Ihre Bedeutung soll noch steigen, künftig sollen 40% der Studierenden in NRW hier ihren Abschluss machen. Trotzdem gibt es Probleme. Der wissenschaftliche Nachwuchs bleibt aus, Absolventen sehen keine Perspektive und wandern ab, Professorenstellen können nicht besetzt werden. Wie steht es um die Beschäftigungsbedingungen, um Karrieremöglichkeiten und Berufsperspektiven des wissenschaftlichen Personals?
Berufswege und Karriereperspektiven klären!

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Fehlendes Wissen über Karrierewege

Auf Einladung der Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen e.V., der Arbeitsgemeinschaft der Kanzlerinnen und Kanzler der Fachhochschulen in NRW sowie GEW NRW  und DGB NRW wurde diese Themenpalette Ende Juni auf einer Fachtagung an der Hochschule Düsseldorf erörtert. Zunächst ging Thorben Sembritzki, Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in seiner Keynote auf einen Vergleich des wissenschaftlichen Nachwuchses an Universitäten und Fachhochschulen ein und analysierte deren Promotionsbedingungen und Laufbahnziele, allerdings auf schmaler empirischer Basis.  Nicht überraschend die kleine Zahl abgeschlossener Promotionen an FHS (836 in 2013 laut HRK). Im Zeitraum 2009 bis 2011 wurden rund 1.200 promovierende FH-Absolventinnen und –Absolventen gezählt (über 28.000 Promotionen gab es in 2014). Sembritzkis Auswertung zeigte, dass die Promotionsbedingungen an FHs nicht schlechter als an Unis sind, in mancherlei Hinsicht, den Befragten zufolge, sogar günstiger. So sind FH-Promovierende etwas zufriedener mit der Betreuung,  empfinden die damit verbundenen Belastungen nicht so hoch und erfahren bei insgesamt geringeren Entscheidungsspielräumen aber auch höhere Unterstützung  bei der Karriereplanung. Sembritzkis Schlussfolgerung: Der Bewerbermangel an Fachhochschulen ist vornehmlich auf fehlende Karrierewege und – zumal beim wissenschaftlichen Nachwuchs an Universitäten - fehlendes Wissen über die Karriereoption FH-Professur zurückzuführen.

Kooperative Promotionen

In zwei Paneldiskussionen wurde die Problematik beleuchtet, bevor es in eine politische Abschlussrunde mit Wissenschaftsministerin Svenja Schulze ging. Auch die universitäre Perspektive wurde durch Prof. Dr. Ulrich Radtke, Rektor der Universität Duisburg-Essen, und Prof. Dr. Doris Klee, Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs  der RWTH Aachen, eingebracht. Der Leiter des Graduierteninstituts für angewandte Forschung der NRW-FHs, Prof. Dr. Martin Sternberg, stellte die Intention des frisch gegründeten Instituts in den Vordergrund: überfachliche Qualifikationen gewährleisten, Qualität der Promotion auf hohem Niveau sicherstellen, Forschungsstärke ausspielen, Kooperationen initiieren und Nachwuchsoptionen voll ausschöpfen. Die Präsidentin der FH Münster, Ute von Lojewski, berichtete über ein erfolgreiches Projekt zur Gewinnung von Frauen für Professorinnenstellen in „Männerdomänen“.

GEW-Forderungen zu Berufswegen an Fachhochschulen

Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender der GEW und Leiter des Organisationsbereiches Hochschule und Forschung, und Thomas Hoffmann, Personalrat an der FH Nordhausen/Thüringen und Mitglied im Bundesfachgruppenausschuss Hochschule der GEW, brachten die spezifischen Forderungen der GEW in die Diskussionen ein. Die GEW spricht sich für einen Ausbau der Personalstruktur an den Fachhochschulen durch Einstellung wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Das kostet Geld, deshalb sind zusätzliche staatliche Mittel für Qualifizierungsstellen erforderlich. Zwischen Fachhochschulen und Universitäten muss es für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr Durchlässigkeit geben. Wenn ein entsprechendes Forschungsumfeld vorhanden ist, soll es für FHs ein eigenständiges Promotionsrecht geben, ansonsten sollen kooperative Promotionen institutionell verankert werden. Fachhochschulen sollen für den wissenschaftlichen Nachwuchs Tenure-Track-Optionen anbieten, auch Juniorprofessuren mit der Chance zur parallelen Praxisqualifikation gehören dazu. Wissenschaftliche Arbeit hat ihren Wert: FH-Professorinnen und Professoren sollen auf W3-Stellen beschäftigt werden. Die Eckeingruppierung für alle wissenschaftlich Beschäftigten soll die Entgeltgruppe (EG) 13 sein;  EG12 für Bachelorabsolventen, die nicht über die Promotionsfähigkeit verfügen.

MIWF fördert Nachwuchsprogramm für FH-Professuren

In der politischen Abschlussrunde konnte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze bei allen Teilnehmenden punkten. Schulze verkündete ein zwischen ihrem Haus den NRW-Fachhochschulen gemeinsam entwickeltes Programm zur Qualifizierung für eine FH-Professur, das mit 15 Millionen EURO aus Landesmitteln finanziert wird. Bis zu 80 Plätze stehen zur Verfügung. Die Teilnehmenden erhalten für drei Jahre einen Arbeitsvertrag an der Hochschule wie auch bei einem externen Unternehmen als Kooperationspartner. Gearbeitet wird 50:50, wobei an der Hochschule vier bis acht Semesterwochenstunden Lehrtätigkeit zu verrichten sind. Nicht das Optimum, aber ein Anfang ist gemacht.
 
Berthold Paschert
Hochschulreferent GEW NRW